Wenn Journalisten anrufen – 3 Fragen an Medientrainerin Antje Kullrich
Wer ein Unternehmen nach außen vertritt, wird zum Gesicht der Marke. Ein unbedachter Satz, eine unglückliche Formulierung oder defensive Körpersprache – und schon entsteht ein falscher Eindruck, der lange nachwirkt. Ob im entspannten Hintergrundgespräch, beim Netzwerkevent oder in der akuten Krise: Die meisten Führungskräfte sind fachlich exzellent vorbereitet, aber ohne Medientraining oft medial ungeübt.
Dabei können gerade vermeintlich harmlose Situationen tückisch sein, wie zum Beispiel das informelle Gespräch am Rande einer Veranstaltung, der Small Talk vor dem eigentlichen Interview oder die spontane Anfrage eines Lokaljournalisten. Wenn dann die Kamera läuft oder das Aufnahmegerät mitschneidet, entscheiden oft Sekunden über die öffentliche Wahrnehmung.
Antje Kullrich ist Wirtschaftsjournalistin, Finanzmarktprofi und Medientrainerin. Mit über 20 Jahren Erfahrung bei der Börsen-Zeitung kennt sie beide Seiten des Mikrofons: Sie hat unzählige CEOs interviewt – die souveränen genauso wie die, die sich in Widersprüche verstrickten.
Diese einzigartige Perspektive kombiniert sie heute mit profunder Kapitalmarktexpertise und strategischem Verständnis aus ihrer Tätigkeit als Aufsichtsrätin der börsennotierten WeGrow AG. Als Medientrainerin bereitet sie Vorstände und Führungskräfte auf genau die Situationen vor, die über Reputation und Vertrauen entscheiden.
Ich habe Antje drei Fragen gestellt, die für Inhaberinnen und Inhaber sowie Geschäftsleitungen besonders relevant sind:
1. Welche typischen Fehler passieren in Interviewsituationen – und wie lassen sie sich vermeiden?
Der Umgang mit der Presse ist für viele Führungskräfte eine ungewohnte Situation, in der sie ihre Komfortzone deutlich verlassen müssen. Häufig neigen Managerinnen und Manager dazu, in Fachjargon oder Strategiefloskeln zu sprechen, was beim Publikum nicht ankommt.
Bei kritischen Fragen wird gerne versucht, sich herauszuwinden. Man gerät dann schnell in die Defensive – das wirkt wenig souverän.
Das Wichtigste ist eine gründliche Vorbereitung. Wer versteht, was Journalisten wollen und wie sie ticken, geht souveräner in ein Interview oder eine Pressekonferenz. Auch sollte sich jeder vorher im Klaren sein, welche Botschaften er oder sie senden möchte und seine Kernaussagen definieren.
Gute Pressearbeit ist kein Hexenwerk – will aber gelernt und geübt sein.
2. Wie bereiten Sie Führungskräfte auf kritische Fragen vor – etwa zu Entlassungen, Krisen oder unpopulären Entscheidungen?
Grundsätzlich ist die Art der Kommunikation in kritischen Unternehmenssituationen besonders entscheidend. Es gilt sehr klar und transparent aufzutreten. Eine Salamitaktik, in der Informationen womöglich noch auf Druck scheibchenweise nach und nach kommen, ist zäh und schadet der Reputation.
Ich würde jedem Vorstand und jeder Geschäftsführung raten, sich auf solche Pressefragen besonders akribisch vorzubereiten. In meinen Trainings spiele ich entsprechende Szenarien durch und arbeite mit realistischen Fragen, die Journalisten stellen könnten. Gemeinsam mit der Führungskraft entwickeln wir dann passende Antworten.
Es geht häufig darum, Brücken zu bauen. Auch bei kritischen Themen sollte der Blick nach vorn gerichtet sein. Nach dem Motto: „Wir haben daraus gelernt und setzen jetzt auf …“
3. Inhabergeführte Unternehmen werden oft stark mit einzelnen Persönlichkeiten identifiziert. Worauf sollten Verantwortliche bei Medienauftritten besonders achten?
Authentizität ist Trumpf! Die Persönlichkeit des Inhabers prägt das Unternehmen – das sollte auch in der Kommunikation spürbar sein. Allerdings müssen Unternehmer gleichzeitig auch eine klare Grenze zwischen ihrer Marke und ihrer Person ziehen. Sie müssen sich häufig noch stärker als angestellte Vorstände überlegen, was öffentlich sein kann und was privat bleiben soll.
In Transformationsprozessen oder Krisen spielt besonders bei inhabergeführten Unternehmen Empathie eine wichtige Rolle. Ein Satz wie „Mir ist bewusst, dass das für viele eine schwierige Zeit ist“ kann viel bewirken.
Auch der Blick auf vermeintliche Kleinigkeiten und Äußerlichkeiten ist wichtig: Ich kann nicht mit der dicken Rolex am Handgelenk den Abbau von 500 Arbeitsplätzen verkünden.
Fazit
Medienkompetenz ist keine Nebensache – sie ist strategische Chefsache. Gerade in Krisensituationen zeigt sich der Wert professioneller Medienerfahrung. Doch auch in alltäglichen Hintergrundgesprächen macht sich fundiertes Training bezahlt: Medienvertreter folgen anderen Gesprächsmustern, stellen unerwartete Fragen und suchen nach Widersprüchen. Darauf muss man vorbereitet sein.
Besonders wertvoll ist Antjes praktisches Kameratraining. Viele Führungskräfte unterschätzen, wie die Kamera ihre Wirkung verändert. Nervosität wird sichtbar, kleine Gesten wirken übertrieben, die eigene Stimme klingt fremd. Im geschützten Trainingsraum können sie sich selbst erleben, wie andere sie wahrnehmen, und lernen, ihre Kamerascheu in souveräne Präsenz zu verwandeln. Diese Selbsterfahrung ist durch nichts zu ersetzen.
Und wenn plötzlich Journalisten anrufen und schnelle Statements gefordert sind, trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer dann souverän auftritt, schützt nicht nur die Unternehmensreputation, sondern kann z. B. auch eine Krise sogar als Chance nutzen, Führungsstärke zu demonstrieren. Mehr zu strategischer Krisenkommunikation finden Sie hier.
Antjes Ansatz, aus der Journalistenperspektive zu trainieren, ist dabei besonders wertvoll. Sie weiß, welche Fragen kommen werden und wie man auch in schwierigen Momenten die eigene Story kontrolliert.
Wenn Sie Ihre Medienkompetenz stärken möchten, erreichen Sie Antje Kullrich unter kontakt@antjekullrich.de. Weitere Informationen finden Sie auf LinkedIn und unter www.antjekullrich.de.
Während Antje Sie medial fit macht, unterstütze ich Sie bei der strategischen Kommunikation dahinter – von der Entwicklung Ihrer Kernbotschaften bis zur operativen Umsetzung Ihrer PR-Strategie. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Sie nicht nur gut vorbereitet sind, sondern auch die richtigen Geschichten erzählen. Sprechen Sie mich gerne an.